Interview: Dr. Sascha Köhler
Seine Arbeiten stehen auf Plätzen, in Parks, in Museen und in privaten Sammlungen: Tierplastiken voller Spannung, menschliche Figuren mit archaischer Präsenz, abstrakte Monumente. Klaus Metz gehört zu jenen Bildhauern, deren Werk sich nicht auf ein Motiv oder Material festlegen lässt. Im Gespräch wird deutlich, dass ihn genau diese Vielseitigkeit antreibt – verbunden mit einer unverkennbaren Handschrift, die seine Skulpturen beseelt wirken lässt.
Tiere als pure Bewegung
S. K.: Viele kennen Sie wegen Ihrer Tierplastiken. Doch Ihr Werk umfasst weit mehr – menschliche Figuren, Abstraktionen, monumentale Skulpturen. Was verbindet all diese Bereiche?
Klaus Metz: Jedes Motiv, jedes Material ist für mich ein neuer Gesprächspartner. Ich wollte mich nie auf ein Thema festlegen. Tiere, Menschen, Stelen oder Häuser sind für mich unterschiedliche Ausdrucksweisen, die jedoch einer gemeinsamen Grammatik folgen: Rhythmus, Balance, Spannung. In diesem Sinn liegen eine bronzene Katze und eine abstrakte Holzskulptur näher beieinander, als es zunächst scheint. Es geht mir stets darum, das Unsichtbare spürbar zu machen – die innere Energie, die allem Gestalt gibt.
S. K.: Ihre Katzen, Kühe, Ziegen oder Vögel scheinen in Bewegung zu sein, fast so, als ob sie gleich loslaufen oder auffliegen würden. Was interessiert Sie daran?
Klaus Metz: Tiere begegnen uns in einer unverstellten Unmittelbarkeit – frei von Pose, frei von Maske. Eine Katze kurz vor dem Sprung verkörpert nichts anderes als konzentrierte Bewegung. Mich interessiert jener Augenblick der Spannung, in dem etwas im Begriff ist zu geschehen, aber noch unsichtbar bleibt: die Erwartung vor dem Absprung, das Schweben zwischen Himmel und Erde. Solche Momente tragen für mich das schöpferische Prinzip in sich.
S. K.: Arbeiten Sie mit Skizzen oder direkt nach der Natur?
Klaus Metz: Vieles beginnt mit Beobachtung. Manchmal entstehen schnelle Skizzen oder kleine Gipsmodelle, doch oft genügt ein Blick, der eine Figur von innen her fühlbar macht. Dieses Empfinden ist so stark, dass es mir zur eigentlichen Antriebsfeder wird. Selbst alltägliche Situationen, ein Spaziergang etwa, verwandeln sich in eine Fundgrube neuer Formen. Besonders die Natur öffnet diesen Raum: Dort entstehen Zeichnungen, die später den Keim für Holz- oder Bronzeplastiken bilden.
Menschliche Figuren und Körperlichkeit
S. K.: Ihre menschlichen Figuren wirken oft fragmentarisch, manchmal wie archaische Torsi. Was möchten Sie damit ausdrücken?
Klaus Metz: Mich interessiert weniger die äußerliche Ähnlichkeit als die innere Haltung. Wie trägt ein Körper sein Gewicht? Welche Spannung wohnt einer ruhenden Figur inne? Im Holz kann ich diese Fragen besonders unmittelbar erkunden: Es erlaubt mir, Gegensätze auszubalancieren – Schwere und Leichtigkeit, Kraft und Zartheit. In der Bronze liegt die Betonung stärker auf Dauer, im Stein auf Volumen und Statik.
Die Fragmenthaftigkeit verweist auf unsere eigene Brüchigkeit, lädt aber zugleich ein, das Fehlende innerlich zu ergänzen. Gerade darin entsteht Raum für Imagination. Immer wieder klingt die weibliche Urform an – Ursprung allen seins, Geborgenheit, das große Tragende. In ihr verdichten sich Gegensätze von Verletzlichkeit und Kraft, von Teil und Ganzem.
Farbe, Gold und Fremdheit
S. K.: Ihre Figuren sind oft vergoldet, bemalt oder farbig gefasst, manchmal finden sich auch Assemblagen, die an Wesen aus einer anderen Zeit oder Welt erinnern – wie passt das zusammen?
Klaus Metz: Es geht mir nie darum, Figuren nur zu formen, sondern Räume zu öffnen. Farbe oder Vergoldung sind keine Dekoration, sondern Verwandlung: Holz, Stein oder Bronze sind die Erde, Farbe und Gold das Licht, das in sie fällt und sie in eine andere Sphäre hebt.
Die Assemblagen, die wie Wesen aus fernen Zeiten oder Welten wirken, sind Brücken zwischen Erinnerung und Imagination. Sie tragen archaische Anmutungen in sich und öffnen zugleich Türen ins Unbekannte. Das Gold ist ein Schimmer von Ewigkeit, die Farbe ein Hauch von Leben, und die Fremdheit der Gestalten lädt ein, unser eigenes Dasein in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Abstraktion als Verdichtung
S. K.: Ihre Skulpturen sind eine Gratwanderung zwischen Figuration und Abstraktion. Wie gelingt Ihnen das?
Klaus Metz: Diese Balance ergibt sich aus dem Prozess selbst. Ich beginne mit der Beobachtung von Haltung, Bewegung, Energie – sei es in einem Tier, einem Menschen oder einer abstrakten Form. Daraus entsteht eine Gestalt, die zunächst der Realität verhaftet ist, aber schon die Abstraktion in sich trägt: das Weglassen, Verdichten, Offenlassen von Raum.
Es ist ein Balanceakt zwischen Erkennbarem und Geheimnis. Ich versuche nicht, alles zu erklären, sondern die Spannung zu halten. Holz, Bronze oder Stein werden dabei zu Mittlern: Sie erlauben mir, sowohl das Konkrete zu formen als auch die flüchtige Energie einzufangen, die hinter der Oberfläche liegt.
Landschaften und Architekturen
S. K.: Neben Figuren und Tieren schaffen Sie auch Landschaften und architektonische Formen – Basalthäuser, Archen, arktische Szenerien aus Bruchhölzern. Was reizt Sie daran?
Klaus Metz: Landschaft ist für mich ein innerer Raum. Im Basalt spüre ich die Erdschichten, die Jahrtausende tragen. Ein Basalthaus oder eine Arche entsteht nicht aus architektonischer Absicht, sondern als Verdichtung dieser Kräfte – wie Schutzräume, wie Erinnerungen an etwas Ursprüngliches.
Die Bruchhölzer führen mich in karge, vom Wind gezeichnete Landschaften. In ihnen steckt das Prinzip des Überlebens, des Daseins am Rand. Und schließlich gibt es die Seespiele, die im Wasser, im Licht und in Spiegelungen Bewegung gewinnen. Dort öffnet sich ein freierer, fast tänzerischer Raum. Es geht mir nicht um Nachahmung, sondern um die Essenz von Natur – Weite, Schutz, Vergänglichkeit.
Das Material als Mitgestalter
S. K.: Sie sprechen oft davon, dass das Material mitredet. Wie prägt es Ihre Arbeit?
Klaus Metz: Für mich ist das Material mehr als Werkzeug – es ist Partner. Jede Maserung im Holz, jede Dichte im Stein, jede Kühle der Bronze erzählt etwas, das ich nicht erzwingen kann. Meine Motive entstehen nicht allein aus Vorstellung, sondern im Zusammenspiel mit der Eigenart des Materials.
Das Material fordert, lenkt, eröffnet Möglichkeiten. Es lässt mich innehalten, einen Schnitt anders setzen, eine Linie neu denken. So prägt es nicht nur die Form, sondern auch die Haltung und Spannung des Werks. Erst in dieser Beziehung erwachen die Skulpturen wirklich zu eigenem Leben.
Nähe zum Publikum
S. K.: Ihre Plastiken im öffentlichen Raum werden oft berührt. Manche Kinder spielen sogar mit ihnen. Wie geht es Ihnen damit?
Klaus Metz: Es freut mich, wenn Menschen meine Skulpturen anfassen oder umarmen. Das zeigt, dass sie in Beziehung treten. Gerade im öffentlichen Raum entfaltet sich die Kraft einer Skulptur, wenn sie nicht hinter Glas bleibt, sondern Teil des Alltags wird. Kunst will nicht nur betrachtet, sondern erlebt werden – mit allen Sinnen.
Ausblick
S. K.: Gibt es Materialien oder Themen, die Sie noch erforschen möchten?
Klaus Metz: Immer wieder locken mich neue Materialien, nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, um neue Facetten von Form, Bewegung und Energie zu entdecken. Jedes Material – Holz, Bronze, Stein – hat seine eigene Stimme und eröffnet unerwartete Möglichkeiten.
Auch Themen bleiben nie abgeschlossen. Es reizt mich, tiefer in die Schichten menschlicher Existenz vorzudringen, in das Unsichtbare, Fragile, Flüchtige – ebenso wie in archaische Urformen. Es sind diese Spannungen zwischen Körper und Bewegung, Gegenstand und Idee, die mich weiter antreiben. Die Arbeit bleibt für mich ein offener Dialog – mit dem Material, dem Motiv, der Welt selbst.
Kontaktinformationen – Bildhauer Klaus Metz
Name & Adresse
Klaus Metz
Lindenstraße 46
97657 Langenleiten (fränkische Rhön, Deutschland) klausmetz.de+1
Telefon
09701 – 90 81 85 klausmetz.de+1
E-Mail
klaus.metz.bildhauer@web.de klausmetz.de
Galerie & Vertretung
Atelierausstellung
Im Atelier des Künstlerpaares Heike und Klaus Metz findet eine ständige Ausstellung ihrer Werke statt. Besuche sind nach Terminvereinbarung oder während offizieller Ausstellungstermine möglich. www.klausmetz.de
Vertretung in Österreich
Sylvia Janschek – Art Gallery
Kaiser Josefstraße 3
6900 Bregenz, Österreich
Website: janschek.art
Social Media – Instagram
Privates Künstlerprofil:
@klaus.metz.bildhauer – Freischaffender Bildhauer in Langenleiten/Rhön, rund 1.300 Follower und etwa 106 Posts Instagram
Atelier-Galerie-Profil:
@ateliergalerie_metz – Gemeinsames Profil von Heike & Klaus Metz, etwa 385 Follower